Apr 2011
Unterschichten TV
Casting-Shows, Reality Soaps oder Kochsendungen mit C&D Promis sind Sendungen die angeblich keiner guckt. Kommt das Thema dann doch mal auf kann aber irgendwie jeder mitreden, denn es ist nahe zu unterhaltsam sich ausgiebig über das gesehene und die ganzen „dummen“ Leute lustig zu machen.
Aktöre in diesen Shows werden schnell als „Zu doof“, „zu untalentiert“ oder „zu mediengeil“ identifiziert. Teilweise mag das stimmen.
Einmal ganz davon abgesehen, dass das meiste sowieso gescriptet ist habe ich als gelehrter Mediengestallter noch einmal einen anderen Blick auf diese Produktionen.
Während der Ausbildung lernt man diverse Medien-Stilmittel bewusst einzusetzen, so dass man eine Sensibilität für genau diese entwickelt.
Ein Mediengestalter weiss sozusagen wie er die gewünschte Reaktion beim Publikum erzielt.
Gerade beim Unterschichten TV werden dem Betrachter pausenlos solche Stilmittel um die Ohren gehauen. Sehr beliebt ist da die Ton-Untermalung hier mal am Beispiel Frauentausch (ich weiss das ihr wisst was das ist)
Szene: es kommt zur Aussprache/ Gegenüberstellung:
musikalische Untermalung „Spiel mir das Lied vom tot“
Vom Betrachter wird die Musik nur wenig bewusst wahrgenommen, dennoch entsteht eine Stimmung. Passend hierzu darf die Kamera-Einstellung nicht Fehlen. Person A über die Schulter, Person B nähert sich vom weiten. Zeitlupe und Schwarzweiss-Bild, fertig ist der künstlich geschaffene Eindruck.
Wechseln wir zu einer Casting-Show
Der Kandidat kommt rein, will sich vorstellen. Schon bei dem betreten des Raums, werden Stilmittel verwandt. Will der Mediengestallter die Person nun ins lächerliche ziehen geht das mit der richtigen Musik und gut gewählten Schnitt denkbar einfach. Bei einem etwas übergewichtigen Kandidaten wackelt dazu das Bild. Jetzt noch ein Godzilla-Stampf-Sound eingespielt. Fertig! Diese Situation war in Wirklichkeit 100-Pro nicht so, die Effekte sind bewusst hinein gearbeitet worden weil sie genau Wirkung erzielen.
Ich bin der Meinung, dass es selten der Herr Bohlen ist, der mit seinen locker sitzenden Sprüchen Vorzeige-Idioten kürt. Vielmehr ist die Inszenierung massgeblich und die entsteht in der Nachbearbeitung.
Klar, wenn jemand an so einem TV-Format Teil nimmt muss er immer damit rechnen ins lächerliche gezogen zu werden.
Persönlich reg ich mich bei so Shows aber viel mehr über die Inszenierung auf.
Ein guter Mediengestallter weiss wie er gewünschte Reaktion beim Publikum erzeugt und schafft dies ohne dass er so offensichtlich mit Methoden um sich schmeissen muss.
Vermutlich ist das eh Vorgabe der Regie und für die Zielgruppe reicht es.
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